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Hast du zuerst gedacht: Es hat sich nicht viel verändert?
Ich auch
Kannte Florence Nightingale einen Lockdown?
Der 12. Mai ist der Fibromyalgie-Bewusstseins-Tag weltweit. Dieses Jahr, in Zeiten von Corona, haben wir an jenem Tag auch den 200. Geburtstag von Florence Nightingale bedacht. Wer war sie?
Florence Nightingale lebte im viktorianischen Großbritannien und kam aus der Oberschicht. Sie war interessiert an den Schicksalen von Armen und Kranken. Ihre Familie war darüber nicht so sehr erfreut. Sie wollte was bewirken, deshalb ließ sie sich zur Krankenschwester ausbilden und veränderte viel an diesem Berufsbild. Es wird gesagt, dass sie die Pflegeinstitution, die wir heute kennen, gründete.
Während der Corona Pandemie, ist vielen von uns, wenn es das nicht vorher war, klar geworden, was Menschen in Pflegeberufen leisten. Ich hoffe sehr, dass diese Anerkennung sich in Handlungen übersetzt, die das Leben der Menschen in Pflegeberufen besser macht.
Florence Nightingale beschreibe ich in einem anderen Post näher. Manche Ärzte nehmen an, dass sie entweder an Fibromyalgie oder an ME (Myalgic encephalomyelitis) auch als Chronische Müdigkeits Syndrom bekannt, litt. Oder an beidem. In den späteren Jahren ihres Lebens war sie viel an ihrem Bett gefesselt. Insofern kannte sie, als vorher sehr tatkräftige und mutige Frau, vermutlich eine Art Lockdown, ja.
Ich glaube nicht, dass sie sehr glücklich darüber wäre, wie es in den Pflegeberufen heute aussieht. Wahrscheinlich hätte sie angenommen, dass es schon längst bessere Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten wie ME oder Fibromyalgie gibt.
Krankenpflege ist keine Ferienarbeit. Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung, wie das Werk eines Malers oder Bildhauers.
Für viele Menschen mit Fibromyalgie ist “Lockdown” eine Situation in der es keine Aussicht auf Lockerungen gibt
In dem video spricht Jennifer Brea über ihre Krankheit “myalgic encephalomyelitis” CFS. Einige Fibromyalgie-Betroffene leiden auch unter dieser Krankheit. Die Auswirkungen auf das tägliche Leben sind teilweise ähnlich.
Das Video ist ein Ted Talk auf Englisch. Unter diesem Link findest du den Talk mit Untertiteln auf der Originalseite:
Ted Talk Jennifer Brea mit Untertiteln
Lockdown - kennen wir schon
Vieles was mit dem Lockdown kam: Unsicherheit, Einschränkungen, wenig Kontakt, ist für uns gar nicht neu und nicht zeitlich limitiert. Das ist unser Leben. Wir kennen das gut, wenn wir viele Aktivitäten nicht mehr machen können, und wir kennen das Gefühl des Kontrollverlusts.
Social Distancing?
Was mich betrifft, war mir gar nicht so klar, wie wenig Kontakt ich zu anderen Menschen habe und wie isoliert ich größtenteils lebe, bis das ein Allgemeinzustand wurde, und es allseits bedauert und den persönlichen Kontakt stark vermisst wurde. Mir wurde auf einmal klar, wie viele Freundschaften meine Krankheit nicht ausgehalten haben. Und wie sehr ich mich zurückgezogen habe.
Vertrauensvolle Behandlung - am Telefon?
Manche Arztterminen fanden telefonisch oder am Computer statt. Ich musste nicht alle übliche Vorbereitungen für die Fahrt zum Arzt treffen. Am Anfang war ich nur dankbar, dass die Termine nicht einfach gestrichen wurden. Mit der Zeit merkte ich deutlich, dass es schon ein Unterschied ist, ob ich persönlich mit einem Therapeuten, oder am Telefon rede. Das Vertrauen lässt sich viel schwerer am Telefon aufbauen. Andererseits, wäre es sehr hilfreich, wenn es beide Optionen gäbe.
Alles außer Corona unwichtig?
Ich wurde neulich gerügt, weil ich einen Mammographie-Termin so lange hinausgeschoben habe. Ich dachte, alles außer Corona wird nicht behandelt. Mit meiner Angst und meinen Bedenken war ich alleine.
Bin ich jetzt normal?
Mit der Zeit fühlte ich mich gewissermaßen „normal“, weil alle zuhause bleiben mussten. Dann versuchte ich, wie allen anderen, liegengeblieben Projekte anzugehen. Gruppendynamik war da wohl im Spiel. Für mich war das wie der Versuch, rückwärts einem Berg hinaufzulaufen. Der Gruppe gehöre ich nicht an. Es gab keine langen Fahrradtouren, kein neugestalteter Garten, keine Backorgien (Hefe?) Hefe habe ich jetzt in Mengen eingefroren. Origami hatte es mir angetan. Ich war nicht so erfolgreich damit, aber abgelenkt. Es gab viele widersprüchliche Emotionen während dieser Zeit.
Studie aus Großbritannien
Eine Studie, die vor kurzem in Großbritannien durchgeführt wurde, untersuchte welche Auswirkungen die Bedingungen des Lockdowns auf Chronische Schmerz Patienten, im Vergleich zu relativ gesunden Menschen hatten. Die Betroffenen, die dazu befragt wurden, berichteten über einen Anstieg des Schmerzniveaus, hatten mehr Angst, waren depressiver. Die Ergebnisse der 2 Mal ausgefüllten Fragebögen jedoch wiesen kein großer Unterschied im Durchschnitt zu vor dem Lockdown aus. Folglich war die Verschlimmerung der Symptome eher subjektiv. Hinzukommt, dass der Mangel an Bewegung und sozialem Kontakt zu diesen Empfindungen sicherlich beigetragen haben. Daraus hat man die Erkenntnis gezogen, dass es hilfreich wäre Schmerz-Patienten online zu betreuen und somit zu helfen, die negativ empfundenen Auswirkungen des Lockdowns zu überwinden. Ich denke, dass jeder der zu wenig oder gar keinen sozialen Kontakt hatte, sich kaum bewegen konnte, und sich alleingelassen gefühlt hat, sich psychisch, emotional und körperlich schlechter gefühlt hat, als vor dem Lockdown.
Lockdown 2
In Teilen des Nordens Großbritanniens herrschen seit Mitternacht 30.07. wieder Lockdownbedingungen. In anderen Teilen Europas, wie Belgien, steht der erneute Lockdown wieder bevor. In USA sind die Bedingungen besonders schlimm.
Hier in Deutschland, stellen die Selbsthilfegruppen viele Informationen zur Verfügung und einige sind inzwischen mit online Zusammenkünfte vertraut. Siehe Links auf der Seite “Was ist Fibromyalgie?” Links zu den Selbsthilfegruppen/Verbänden
Passt auf Euch auf!
Corona Depression
Was normalerweise eine Winterdepression sein könnte, ist dieses Jahr eine Corona-Depression. Im Frühjahr konnten wir manche Aktivitäten nach draußen verlegen. Das geht jetzt schwer. Viele, die im Frühjahr noch zuversichtlich waren, sind jetzt ängstlich oder auch wütend. Keiner hat Patentlösungen mit Erfolgsgarantie für die Bekämpfung der Pandemie. Was tun?
- kommunizieren (über die Gefühle reden, oder negative Auswirkungen auf die Krankheit) Einige Selbsthilfegruppen treffen sich jetzt online.
- Verliert euch nicht im Sumpf. Benenne die Ängste, (Jobverlust, Vereinsamung) die ihr habt und auch die Wut. Nur dann kommen dir vielleicht Lösungsansätze.
- Hör auch auf deinen Bauch. Dein Körper weiß, was er braucht.
- Ein Ansatz, der mir manchmal hilft und zunächst nicht einleuchtet ist: Tue das Gegenteil! D.h. wenn du meinst du bist erledigt, und möchtest auf der Couch liegen, probiere es mal, doch einen Spaziergang zu machen oder eine Bewegung, die dir möglich ist. Bewegung Vielleicht geht es dir doch besser. Diese Anregung habe ich von dem Blog What I know is real. Der Beitrag ist auf Englisch.
Aktualisierungen 30.07.2020, 14.01.2021
Quellen:
Florence Nightingale. (o. J.). Abgerufen 16. Juni 2020, von https://whoswho.de/bio/florence-nightingale.html
Lost Voices Stiftung, Hilfe für Menschen mit ME/CFS. (o. J.). Abgerufen 16. Juni 2020, von https://www.lost-voices-stiftung.org/was-ist-me/geschichte/
Fallon, N. F., Brown, C. B., Twiddy, H. T., Brian, E. B., Frank, B. F., Nurmikko, T. N. & Stancak, A. S. (2020, Juni 5). Adverse effects of COVID-19 related lockdown on pain, physical activity and psychological wellbeing in people with chronic pain. MedRiXV. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.06.04.20122564v1
Bild: “Corona, Viru” by krishna arts, on Freedigitalfotos.net